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Adventskalender Türchen 4

Angel drückte sich tief in den Schatten des Sofas. Er hatte minutenlang auf diesen Moment hingearbeitet, ja ganze Minuten, die sich wie Äonen hinzogen. Diesmal würde es klappen. Es musste diesmal klappen. Witternd hielt er sein Näschen in die warme Luft der weihnachtlich geschmückten Wohnung. Es roch nach frisch gebackenen Plätzchen. Das Wohnzimmer war in ein schummriges, gemütliches Licht getaucht. Lichtreflexe tanzten über Dutzende am Fenster angebrachte Sterne. Das eisblaue Glitzern kündete von der Magie der Vorweihnachtszeit. 

 

Angel jedoch achtete nur auf seine Mission. Noch einmal spannte er alle Muskeln an und sprang auf seinen kätzischen Mitbewohner zu. „Ich hab dich, du bist dran!“, rief Angel, atemlos vor Lachen und Freude und hoffte, dass sein Mitbewohner diesmal mitspielen würde. Aber, wie bei all seinen Spielaufforderungen zuvor, jaulte sein Artgenosse erschrocken auf und rannte vor Angst schreiend davon. 

 

Angel fühlte sich einsam und hatte ein schlechtes Gewissen, dass er seinem Mitbewohner solche Angst einjagte. Er konnte nicht anders, er wollte sooooo gerne mit ihm toben und spielen. Und mit einem Mal holten ihn die Ungerechtigkeiten seines Lebens ein und er begann bitterlich zu weinen.

Diesmal hörten Anela und Lyra das Weinen des verzweifelten Katers laut und deutlich und waren sich sofort einig, dass Angels Not momentan so groß war, dass sie sofort zu ihm fliegen würden.

 

Sanfte goldene und grüne Funken mischten sich mit dem eisblauen Funkeln der Weihnachtssterne in Angels Pflegestelle, als Lyra und Anela sich neben dem weinenden Angel materialisierten. Dieser war so perplex, dass er aufhörte zu weinen und die beiden Elfen neugierig musterte. 

„Hallo Angel“, sagte Lyra, „Das ist Anela und ich bin Lyra. Wir sind Weihnachtselfen und wir haben dich verzweifelt weinen gehört. Was macht dich so traurig?“ 

 

Angel war eigentlich nicht der Typ, der jammerte, aber er spürte die Wärme und Güte der beiden geflügelten Wesen und wusste, dass er sich ihnen anvertrauen konnte. „Ich habe früher in Spanien auf der Straße gelebt und bin dort in eine Falle geraten, die mein rechtes Hinterbein zerschmettert hat. Ihr könnt euch die Schmerzen nicht vorstellen! Aber Ana hat mir geholfen. Mein Bein musste amputiert werden, aber das ist schon okay, das macht mir gar nicht so viel aus. Was nutzt es, zu hadern, es war nicht vermeidbar und das Leben steckt voller Freude! Ich hab mir auf der Straße außerdem eine Krankheit eingefangen, FeLV. Das bedeutet, dass mein Leben nicht besonders lang sein wird. Als Ana mir erzählte, dass mich jemand adoptieren möchte und dort schon ein Artgenosse auf mich warten würde, dachte ich zuerst, ich träume. Aber es war Realität, jemand wollte mich adoptieren, mich lieb haben und ich würde den ganzen Tag spielen und kuscheln können! Es war wie ein Wunder für mich und meine Dankbarkeit und Vorfreude kannte keine Grenzen.“

 

„Das klingt ja wunderschön, Angel!“, wunderte sich Anela und fragte: „Aber weshalb bist du nun so traurig?“ Angel war nun erstmals ein wenig verlegen. „Ich hab alles falsch gemacht!“, schluchzte der Kater. „Ich liebe das Leben, das Kuscheln und das Spielen einfach zu sehr und damit mache ich meinem Mitbewohner große Angst. Jeden Tag versuche ich mit ihm zu spielen, aber egal was ich tue, er denkt, ich möchte ihm wehtun. Er leidet darunter sehr und ich weiß nicht, wohin mit meiner ganzen Lebensfreude. Meine Familie hat entschieden, dass es besser ist, wenn ich woanders hin komme und das verstehe ich gut. Ich denke es ist besser für meinen Mitbewohner und auch für mich, aber niemand anders möchte mich haben.“ Tiefe Traurigkeit klang aus jeder Silbe der letzten Worte.

 

„Ach Angel“, seufzte Lyra, „Du hast nichts falsch gemacht. Du bist einfach nur du und was soll Böses daran sein, lebenslustig zu sein? Du und dein Mitbewohner sollten so bald wie möglich beide so leben, wie ihr es euch wünscht. Wir werden deine Geschichte erzählen und alles dafür tun, dass du bald jeden einzelnen Tag deines restlichen Lebens mit einem oder mehreren Artgenossen spielen und so viel kuscheln kannst, wie du möchtest.“ Die Elfen umarmten Angel, der sich sofort getröstet fühlte. „Danke“, flüsterte er beruhigt. Grüne und goldene Funken spiegelten sich in Angels liebevoll blickenden Augen, als Anela und Lyra verschwanden, um ihre magische Weihnachtsreise fortzusetzen.



Angels Weihnachtswunsch

Als echter "Kindskopf" liegen mir die jungen Kätzchen in Spanien besonders am Herzen. Ich weiß noch, wie es war, auf der Straße aufzuwachsen und oft hungern zu müssen und Angst zu haben. Meinen jungen Freunden in Spanien ergeht es in Anas Obhut zwar viel besser, aber nur wenn weiterhin genügend Futter für sie besorgt werden kann. Deshalb wünsche ich mir ganz viel Futter für meine kleinen Freunde, die in Spanien noch groß und stark werden und ihre Familie finden wollen.

2,95 €

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